Shepard Stone vereinte in sich viele Berufe: Er war Journalist, Soldat, Historiker, Diplomat, Regierungsberater, Stiftungsmanager und als Gründer des Aspen Institute ein Vorreiter der heute aus dem politischen Leben nicht mehr wegzudenkenden Think Tanks.
Geboren 1908 in Nashua, im US-Staat New Hampshire als Sohn litauischer Einwanderer, studierte Stone noch in der Weimarer Republik in Heidelberg und Berlin Staatswissenschaften und Geschichte.
Er verließ Deutschland kurz nach der Machtübernahme durch Hitler und arbeitete bis 1942 als politischer Publizist in den USA, unter anderem als stellvertretender Chefredakteur der Sonntagsausgabe der New York Times.
Als Freiwilliger nahm Stone am 6. Juni 1944 an der Invasion der Alliierten in der Normandie teil und gelangte mit der amerikanischen Armee bis nach Torgau an der Elbe, wo Russen und Amerikaner 1945 zusammentrafen.
1946 in die USA zurückgekehrt nahm er seine journalistische Tätigkeit wieder auf. Schon im November 1949 folgte er dem Ruf des damaligen amerikanischen Hochkommissars in Deutschland nach Berlin.
Bis 1952 diente er John McCloy als leitender Berater in West-Berlin. Er war dabei für die Bereiche Medien, Kultur und Wissenschaft zuständig. In dieser Funktion trug er entscheidend zum Aufbau eines demokratischen Zeitungswesens in Deutschland und zur Gründung der Freien Universität Berlin bei.
Von 1953 bis 1966 war Shepard Stone für die Ford Foundation tätig. Als Direktor der Abteilung für internationale Angelegenheiten engagierte er sich besonders für die kulturelle und politische Förderung Westberlins.
Im Oktober 1974 kehrte Stone ein viertes Mal nach Deutschland zurück. Diesmal blieb er für 14 Jahre als erster Direktor des neu gegründeten Berliner Aspen Institute auf der Wannsee-Insel Schwanenwerder. Zur damaligen Zeit war Aspen Berlin die einzige Ausgründung des Aspen Institute US für humanistische Studien. Inzwischen gibt es weltweit 17 Aspen Institute, die sich alle der humanistischen Tradition einer werteorientierten Führungskultur verpflichtet fühlen.
Die Leitung des Aspen Institute war für ihn nicht nur Lebensaufgabe, sondern ihm auch wie keinem anderen auf den Leib geschrieben: mit über 270 internationalen Tagungen und Seminaren, die dem internationalen Austausch nicht nur zwischen Deutschland und Amerika, sondern auch zwischen Ost und West dienten, leistete das Aspen Institute unter seiner Führung einen unersetzlichen Beitrag zum transatlantischen Dialog und zur Annäherung zwischen Ost und West.
Den Fall der Mauer 1989 hat Shepard Stone noch miterlebt. Gemeinsam mit seinem Freund Edzard Reuter besuchte er den Abbau der Grenzanlagen am Brandenburger Tor.
Am 4. Mai 1990 erlag Shepard Stone am Steuer seines Wagens auf dem Weg zu einer Konferenz am Dartmouth College, seiner amerikanischen Alma Mater, einem Herzinfarkt.